Beeindruckende Gedenkstunde auf dem jüdischen Friedhof

Schülerinnen und Schüler der Hermann von Helmholtz-Realschule lasen aus Dokumenten zum Novemberpogrom 1938

"Vor Ihnen steht ein demütiger Geschichtslehrer," begann Selim Akgül seine Begrüßung auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg, bevor seine Schülerinnen und Schüler der Reihe nachdenklich nach ans Mikrofon traten und aus verschiedenen Zeitzeugenberichten vorlasen. Die hatten sie sich im Unterricht aus dem Buch "Zerbrochene Zukunft" herausgesucht, das die Begegnungsstätte Alte Synagoge veröffentllicht hat. Durch die Lesung erfuhren die aufmerksamen Zuhörer:innen ganz konkret, was in den Tagen nach dem 9. November 1938 iun Wuppertal passierte: SA-Männer drangen in Wohnungen ein, wo die jüdischen Familien schliefen, zerschlugen Mobiliar, plünderten die Schränke und nahmen sich mit, was sie haben wollten. Kinder versteckten sich verschreckt hinter ihren Betten. Jüdische Väter, Brüder, Söhne wurden verhaftet und von ihren Familien getrennt – der jüngste, Alfred Inow, war 16 Jahre alt. Die Jugendlichen lasen auch aus den Zeugenaussagen, als die Täter nach dem Krieg vor Gericht gestellt wurden. Von der Schadenfreude der Nachbarn, vom Bedauern, dass mit den Synagogen nicht auch gleich die Juden verbrannt worden sind.

Die Zuhhörer:innen waren tief bewegt, als eine Schülerin am Ende sagte, der "Geschichtsunterricht ist das Licht", das eine Orientierung geben könne in einer Welt voller Unheil.

Selten war eine Gedenkveranstaltung so ehrlich, lehrreich und andächtig zugleich.

Geschichtslehrer Selim Akgül (Fotografie: Christoph Schönbach)